Identität, Jugend und Flucht
Kritische Betrachtung der Identitätsarbeit bei, von und mit geflüchteten jungen Menschen in der Klinischen
Sozialarbeit
Die vorliegende Arbeit setzt sich aus kritisch-reflexiver Perspektive mit der Thematik von Identitätsarbeit im Kontext von Jugend und Flucht auseinander und begründet, welche Relevanz und Potenziale das Konzept
Identität für die Klinische Sozialarbeit birgt. Durch eine transdisziplinäre Vorgehensweise werden neue Perspektiven, die in Fachdiskursen in dieser Form bisher kaum Berücksichtigung gefunden haben, aufgezeigt. Die Arbeit versteht sich als eine integrative Theoriearbeit, die theoretische Auseinandersetzungen auf fundierende Handlungstheorien für die klinisch-sozialarbeiterische Praxis in den Fokus stellt und einen weiteren Beitrag zur Professionalisierung der Klinischen Sozialarbeit leistet.
Identitätsarbeit wird, anlehnend an den Identitätsbegriff nach Heiner Keupp, in dieser Arbeit als ein lebenslanger Konstruktionsprozess verstanden, der ein biopsychosoziales Faktorenmodell berücksichtigt
sowie ressourcenorientierte und praktikable Anknüpfungspunkte mit dem Modell der Alltäglichen Identitätsarbeit bietet. Die Klinische Sozialarbeit hat so verstanden – sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch in der Praxis die Aufgabe, kritisch-reflexiv und multiperspektivisch – bezogen auf die eigenen wie auch gesellschaftlichen Denk- und Handlungsmuster sowie die individuellen und sozialen Gegebenheiten – Identitätsarbeit bei, von und mit geflüchteten jungen Menschen gezielt zu fördern und zu unterstützen.
Diesem Verständnis und dem daraus abgeleiteten Anspruch entsprechend werden die im klinischen Forschungskontext häufig anzutreffenden Deutungsmuster dekonstruiert und es wird eine eurozentristische Sichtweise mit postkolonialen Grundannahmen aufgedeckt. Auch werden
gesellschaftliche Umstände in Frage gestellt und in Bezug zu klinisch-sozialarbeiterischen Handlungskontexten von Flucht und Psychiatrie gesetzt. Dabei werden Fragen zu Ab‑, Aus‑, Ein- und Angrenzungsprozessen diskutiert. Weiterhin werden für eine Erweiterung des Analyse- und
Handlungsspektrums postmigrantische, transdifferente und subjektwissenschaftliche Perspektiven vorgeschlagen und in ein Modell für Zusammenhänge und Wirkmöglichkeiten im Kontext Jugend und
Flucht zum professionellen, auf Identitätsarbeit fokussierten Umgang integriert. Insbesondere die Subjektwissenschaft bietet hier vielversprechende Anknüpfungspunkte.