Beitrag 1: ICF in der Soziotherapie
Die Tätigkeit der Soziotherapie wird notwendigerweise gegenüber den Krankenkassen dokumentiert, um sie als Behandlungsleistung abrechnen zu können. Solle man es damit nicht bewenden lassen? Was treibt SoziotherapeutInnen zu Überlegungen, parallel hierzu ein eigenständiges Dokumentationssystem anzuwenden? Es geht zuvorderst darum, die eigene Arbeit ernst zu nehmen. Soziotherapie trägt ganz wesentlich zur Genesung psychisch erkrankter Menschen bei. Sie unterstützt die Erkrankten, sich wieder persönliche Lebensziele zu setzen und soziale Aktivitäten aufzunehmen, damit die erstrebte Teilhabe auch erreicht wird. Dies ist ein komplexer und häufig langer Weg der Begleitung, der festgehalten werden sollte, will nicht die Soziotherapie in Krisensituationen die Orientierung verlieren.
Es geht um die fachliche Glaubwürdigkeit bei den PatientInnen. Sie wünschen sich, dass SoziotherapeutInnen ihren Genesungsverlauf so wichtig nehmen, dass sie hierüber Aufzeichnungen machen, die auch für sie selbst verständlich sind und an denen sie selbst mitwirken können. Es geht hier also auch um einen Ausdruck von Wertschätzung für die
PatientInnen und um einen Akt der Aktivierung, den eigenen Entwicklungsstand zu reflektieren.
Es geht aber auch um den Respekt bei den übrigen Beteiligten des Behandlungsprozesses, bei den Ärzten, bei den Partnern in den anderen Rehabilitationsbereichen, beim Medizinischen Dienst und sonstigen fachkundigen Stellen. Dazu ist vor allem ein Dokumentationssystem hilfreich, das von allen im Gesundheitswesen verstanden wird. Diese Forderung der interdisziplinären Verständlichkeit spricht für die ICF, die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Sie wurde 2001 von der WHO eingeführt, um diese Funktion der gemeinsamen Sprache aller Rehabilitationsbeteiligten
zu erfüllen. Um was geht es genau?